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  • AutorenbildSiggi

Ein Rückblick Marokko 09.03.23 bis 29.04.23

Aktualisiert: 6. Juni 2023

Hallo Freunde, Bekannte und Unbekannte


Ich bin wieder in Europa und mache noch eine Woche "Erholungsurlaub" in der Golf Residenca in Peschdira del Garda am schönen Gardasee


.

Schon vor vier Tagen in Tanger hatte ich manchmal das Gefühl, mich gar nicht mehr in Afrika zu befinden. Die Stadt zeigt mehr und mehr ein europäisches Gesicht.

Es ist also höchste Zeit, die vergangenen Wochen nochmal Revue passieren zu lassen.


Marokko

Ich wollte – spätestens nach meinem längeren Trip nach Georgien und Armenien -schon immer nach Marokko in die Wüste.



Die Bilder der großen Sandberge, dem Meer, den Oasen, den schneebedeckten Gipfeln des hohen Atlas und den bunten orientalischen Städten haben sich festgesetzt. Der Winter in Europa ist zwar auch schön, aber ab März/April ist es dann meistens mit der Geduld zu Ende. Ich mag dann einfach keinen trüben Himmel und eintönige Farben mehr sehen, ich bekomme Sehnsucht nach Sonne, Wärme und Farben. Also los.

Zwei gute Freunde planten genau für dieseZeit diese Marokkoreise. Ich habe keine Sekunde gezögert, noch einen geländetauglichen Wüstenpanzer erstanden und dann los

Die Tage, die ich jetzt zum chillen und faulenzen frei habe, will ich für eine kleine Aufarbeitung des Erlebten nutzen und ein paar Erinnerungskapitel zusammen tragen.

Keinesfalls ist das ein lückenloser Reisebericht, sondern mehr ein loses Mosaik von Eindrücken und Gefühlen


Unsere Karawane

Unsere Crew bestand aus dem Organisator Karl und seinem Adjudanten und langjährigen Freund Horst Dieter, immer nur HD genannt.




Aus dem Sauerland kam Georg




und Senior dieser Gruppe war ich als Vertreter des schönen Sachsen.

Wir kannten uns alle schon von verschiedenen Reisen und div. Treffen.

Die wüstenrauglichen Kamele waren zwei Hilux mit Klappdach Kabine



und zwei , zu Beginn der Reise noch neuwertigen Toyota Landcrouiser

Das Besondere bei Georg war sein Offroad Hänger, der bei vielen Begegnungen immer wieder für Aufsehen sorgte.



Ich hatte mich aus praktischen Gründen für ein Dachzelt entschieden


Mittelmeer und Atlantik

Marokko liegt günstig zwischen Atlantik und Mittelmeer. Die beiden unterschiedlichen Küstenprofile tragen zum Reichtum des Landes bei.

Begonnen haben wir an der Mittelmeerküste von Tanger über Al Hoceima bis Saidia – es war eine Wonne!



Diese Küste bietet besonders viele feinsandige Strände, einsame Buchten,

Naturreservate und malerische Dörfer.

Ein Strand reiht sich an den anderen und bietet Naturgenuss, Entspannung und Freizeitvergnügen.

Tanger ist ein beliebter und ein sehr angesagter Urlaubsort. Für einen reinen Strandurlaub aber zu schade In der Nähe von Tetouan, findet man kilometerlange Strände zum Baden und relaxen. Unser letztes Ziel in Richtung Osten war Saida, die Perle des Mittelmeers, Die marokkanische Mittelmeerküste bietet schon erste Gelegenheiten, die vielen Facetten des Landes kennenzulernen.



Ganz anders habe ich die Atlantikküste kennen gelernt.

An der Westküste war an einem windigen Tag ansatzweise zu erahnen, welche Wellen an



einem stürmischen Wochenende die verwegenen Surfer zu diesen Stränden ziehen


Alkohol

Es ist verboten, in der Öffentlichkeit Alkohol zu trinken. Das heißt aber nicht, dass es keinen gibt. Wir haben Bier und Wein, selbst während des Ramadan an ganz unterschiedlichen Orten

serviert bekommen.


Ein Bier 5 Euro und Wein 15 Euro.

Es ist trotzdem eine gute Gelegenheit, wenig Alkohol zu trinken, häufig gibt es beim besten Willen keinen.

Nach einem heißen Tag in der Wüste hatte ich allerdings riesigen Appetit auf ein kühles Bier

Ratet was mir angeboten wird


Tee !!!!!

Tee wird überall und dauernd getrunken. Zur Begrüßung, zum Abschied, nach dem Essen und mittendrin. Aus winzigen heißen Teegläsern, an denen man sich die Finger verbrennt.



Wenn man dieses Nationalgetränk gekostet hat, weiß man auch warum die Marokkaner so verrückt auf dieses Getränk sind. Der “Thé a la menthe” ist kein Pfefferminztee, sondern ein extrem starker Grüntee, der zu ca 50% aus Zucker besteht und in dem sich manchmal mehr, manchmal weniger Minzeblätter verirrt haben

Man sagt, dass der Tee Tote lebendig machen kann. Das würde ich nicht bestätigen, aber bei zu viel Tee bekommt man Magenschmerzen.

Nach einer Woche hatte ich mich an den "Berberwisky" ganz gut gewöhnt.


Landschaften

Ich kann kaum beschreiben, wie grandios und abwechslungsreich und überraschend die Landschaften sind. Mir fehlt das Talent, diese Farben, zwischen ocker und giftgrün, die Topographie der Berge, die Formen der Täler, die Gerüche und die Tierlaute zu beschreiben, Dazu kommen noch die bunten Gewänder der Menschen.




Ich habe versucht diese Stimmung mit meinen Bildern dieses Blog's einzufangen.

Es ist aber so, dass sich die live Erlebnisse nur sehr schlecht nachvollziehen lassen und natürlich hat meine iPhone Camera auch ihre Grenzen.


Jemaa el Fna

Angeblich der berühmteste Platz Afrikas, mitten in Marrakech.




Hier findet man Schlangenbeschwörer, Musiker, Geschichtenerzähler, Akrobaten, dressierte Affen und vieles mehr. Überall bilden sich kleine Grüppchen und man muss näher hingehen, wenn man etwas sehen will.

Aber Achtung

Nur eine kurzer Stop und schon hängt man dir eine Schlange um den Hals. Dann wird man gedrängt, Fotos zu machen und dann natürlich üppig zu bezahlen. Jeder Reisende der behauptet, dieses Lehrgeld nicht bezahlt zu haben ist 100% ig ein Schwindler.

Ich habe mich innerlich gefragt, ob das ethisch vertretbar ist, artgerecht ist es definitiv nicht. Aber zum Flair dieses Platzes gehört es nun einmal.


Von Muezzinen und Hunden

Der Muezzin ruft 5 mal pro Tag zum Gebet, wobei Tag relativ ist. Der Tag beginnt nämlich laut Muezzin um 4 Uhr in der früh, die Sonne geht dann aber noch lange nicht auf.



Man gewöhnt sich schnell dran und manchmal singen die Herren richtig schön, manchmal plärren sie in schlechte Lautsprecher und dann hebt ein Singsang an, der klingt wie Motorenlärm einer Zwei Takt Crosse, die langsam am Gashahn dreht.

In der Nacht heulen dann die Hunde gerne mit und man hört eine Mischung aus Menschen und Hundegesang.

An manchen Übernachtungsplätzen stimmten dann noch Esel und Hähne in den Chor ein. Das ist dann wie im Zoo, kurz vor der Fütterung.Ich fand, dass die Tiere (vor allen die Hunde) die Autorität der Muezzine ein wenig untergraben und ich musste jedesmal lachen, wenn das Konzert losging. Eigendlich Urkomisch, aber es stört keinen bekennenden Moslem.


Kinder

Die Marokkaner lieben Kinder, sie sind für sie ein Segen und ein Geschenk.


Sie sind überall sehr willkommen und es gibt sehr viele. In den Hotels werden sie vom Personal gehätschelt und verwöhnt und fühlen sich sichtlich wohl. Wenn Kinder kreischen oder weinen, regt das Niemanden auf. Ich kann nur jeder Familie mit Kindern raten, nach Marokko zu reisen.

Man wird in Gesprächen immer gefragt ob und wie viele Kinder man hat. Da konnte ich mit einem Kind nicht all zu sehr punkten und musste manchen mitleidigen Blick ertragen. Denn keine Kinder haben geht nicht und kleine Kinder haben, die man zu Hause lässt, geht überhaupt nicht.

Die süßen Kleinen tauchen manchmal aus dem Nichts auf und verlangen nach einem “Stilo” oder “BonBon”. So hat man bald eine kleine Kinderentourage um sich.



Ob man den Kindern etwas geben soll oder nicht, ist umstritten. Auf keinen Fall Geld, Ich habe mit HD beschlossen, einen riesigen Sack Bonbons zu kaufen um einige damit glücklich zu machen, wenn man wieder einmal von ihnen belagert wird.

Um ehrlich zu sein

Unser Vorrat hat nur wenige Tage gereicht und wir haben dann kapituliert.


Von Farben und dem Licht

Die sind fast das Beste. Das Licht ist so strahlend und intensiv, die Farben herrlich. Die Bougainville flower so intensiv pink,



die Berberumhänge blau, das Gras so giftgrün und die Wüste so rotgelb.



Kamele, Esel, Schafe und Ziegen

… findet man fast überall. Die Kamele, die Dromedare sind, aber jeder sagt camels, faszinieren jedesmal, wenn man sie sieht und erinnern an Bilder von Dinosauriern mit ihren langen Hälsen und gebogenen Rücken. Sie geben diese ungewöhnlichen röhrenden Laute von sich und ich fühle mich wie in den Urzeiten des Lebens.




Schön ist es auch, wenn ein erwachsener Mann auf einem Esel daher galoppiert kommt, die Beine wippend weggesteckt.



Die Esel machen winzige und ganz schnelle Schrittchen, daher holpern sie ganz besonders.

Esel sind die idealen Transportmittel in Marokko.

Sie schleppen Lasten, entweder in Taschen oder auf einem Karren, den sie ziehen.


Wüste

Wahrscheinlich war der Wunsch die Wüste zu sehen, zutiefst in meinen Gedanken verankert. Schon die ersten Palmenhaine mit bescheidenen  Sandflächen lösten bei mir Hochstimmung aus. Spätestens in unserem Wüsten Camp's wurden alle Klischeevorstellungen erfüllt.



Als Erg werden die Sandmeere der Sahara bezeichnet. Der Begriff bedeutet übersetzt Dünenmeer. Entgegen der ersten Annahme speichern Ergs wertvolles Wasser, entgegen der zweiten Annahme sind nur 20 Prozent der Wüsten weltweit „echte“ Sandwüsten und damit Ergs.




Die Erg Chebbi ist neben der Erg Chegaga eine von nur zwei reinen Sandwüsten in Marokko. Das Gebiet ist lediglich 22 Kilometer lang und 5 Kilometer breit, umgeben von Geröllwüste und kleineren Örtchen wie Merzouga und Erfoud, wo viele Wüstentouren ihren Ausgang haben.

Die Weite, die Farbe des Sandes, die Dünen, die Palmen, die gesattelten Kamele(Dromedare) und nicht zuletzt die Menschen mit ihren faszinierenden Bekleidungen, weckten bei mir unbeschreibliche Glücksgefühle aus.

Ich werde den Kamel Ritt in die langsam dunkel werdende Wüste, mit einem kunstvoll gebundenen Turban geschmückt, nie vergessen.



Nach der Ankunft in unseren Wüstencamp saßen wir auf weichen Polstern und blicken, mit einem Glas Minztee in der Hand, auf die untergehende Sonne. Als wäre die Wüstenszene ohne sie unvollständig, tauchen am Horizont Kamele auf, dem Camp entgegen. Geführt von einem Kameltreiber saßen auf ihnen Gäste, die vielleicht vom Besuch bei einer Nomadenfamilie zurückkehren.

Später wurde noch ein Lagerfeuer angezündet und junge Berber trommelten, sangen und tanzten. Zu nachtschlafender Stunde, nach dem gefühlten 10. Berberwisky wurden wir dann auch noch in dieses spontane Kulturprogramm eingebunden

Am nächsten Morgen war ein Sonnenaufgang mit Frühstück auf einer Düne angesagt. Einfach filmreif. Ich bin froh, dass ich solche Stimmungsbilder genießen konnte.

In einem anderen Camp mitten im Sand, hatten wir ein Abendessen, dass man uns im Freien angeboten hatte noch abgelehnt. Rückblickend

Ein nicht wieder gut zu machender Kapitalfehler.


Auto fahren in der Wüste

Der Befehl meiner zurück gebliebenen Familie war:

Auto bitte nicht Schrotten. Ich konnte diese Ängste in meinen Gedanken nicht nachvollziehen

Es war doch alles nur feinster gelbroter Sand.



Aber weit gefehlt. Dieser feine Sand hatte es in sich. Nicht nur das er sich in jeder Ritze festsetzt, nein er konnte auch tückisch sein

Aber deshalb waren wir ja hier.



Auto festfahren. Räder freischaufeln, Winden betätigen, das ist beglückendes Abenteuer pur


Ää




Das Fahren im weichen Sand ist eine kleine Kunst, sie zu erlernen macht riesigen Spaß. Voraussetzungen sind ein angepasster Luftdruck in den Reifen sowie ein möglichst geringes Reisegewicht des eigenen Fahrzeugs und ein bisschen Mut, verrücktes und unbekanntes zu erleben.

Ich habe die Fahrt neben der Piste genossen, auch wenn der eine oder andere Stein im Wege war.

Ich freue mich, zum Jahreswechsel 23/24 mit meinem Sohn, nochmals eine Wüstentour zu unternehmen. Ich denke, wir werden es so richtig krachen lassen


Städte und Medinas

Die orientalischen Städte Fes, Marrakesh,  Chefchauen, aber auch andere unbekanntere sind schon für sich eine Reise wert. Als Kind des Ostens fühlte ich mich sofort in die Kulisse des Films“Der kleine Muck“ zurück versetzt. Man kann in jeder der Altstädte etwas besonderes entdecken

Ganz tief beeindruckt hat mich die alte Chourara Gerberei in der Medina in Fes.



Trotz des von ihr ausgehenden Gestanks, gehört sie zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der Stadt

Wenn man das mit eigenen Augen sieht und auch richt, bekommt man einen höllischen Respekt von dieser Tätigkeit unter glühender Sonne.




In Marakesch war es natürlich der Platz der Plätze, der Djemaa el Fna. Vom arabischen übersetzt, hat der Platz den Namen Versammlung der Toten. Das stammt jedoch aus früheren Zeiten. Heute ist der Djemaa el Fna der Marktplatz und rundherum befinden sich die Souks.Der Souk in Marrakesch ist der größte von Marokko. Von Außen führt der Weg in die Souks durch wunderschön verzierte Tore.

Der Souk ist in verschiedene Handwerkerviertel unterteilt. Besonders spannend finde ich das Viertel, in dem Metall bearbeitet wurde . Lautes Hämmern kündigt das Viertel im Souk im Voraus an. Mit einem Schweissbrenner wird das Metall bearbeitet und Rauchschwaden steigen auf.



Überwältigend bunt zeigt sich das Viertel der Färber. Überall leuchten bunte Tücher und Schals. Dazwischen die langen Umhänge für Frauen und Männer gleichermassen.

Ein weiteres Highleit bei den besuchten Städten war Chefchauen, die blaue Stadt mit ihrer in leuchtenden blau gehaltenen Altstadt.

Man sollte früh aufstehen und nach einem einheimischen Frühstück die Stadt erkunden, die auf den ersten Blick wie eine Art Zeichentrick oder Märchen erscheint, denn hier sind alle Häuser blau! 

Die verschiedenen Blautöne und die verwinkelten Gassen, lassen dich stundenlang durch diese Stadt treiben und die Kamera glühen. Zum Mittagessen lädt der kleine Marktplatz ein, von dem aus man das Treiben der City beobachten kann.




Mein Fazit


Ich war das erste Mal in Marokko – und noch immer bin ich völlig verzaubert. Dieses Land beansprucht alle Sinne und mir hat das Reisen dort einfach unglaublich viel Spaß gemacht.

Eine Rundreise durch Marokko ist ein ganz besonderes Erlebnis. Es gibt mit den Bergen, der Wüste und dem Meer so viel zu sehen.

Dazu kommen noch die vielen Farben, das köstliche Essen und die herzlichen Menschen überall. Die gesamte Reise kann man auch mit dem Erlebnis vom Abend in einem Caffee in Marrakesch zusammenfassen, nämlich ein Fest für die Sinne. Das muss man einfach selbst oder mit Freunden erleben.

Und da bin ich bei einem weiteren Thema

Ich habe mich bewusst für einen Urlaub mit Freunden entschieden

Es ist einfach auch das schöne Gefühl, in kritischen Momenten Gleichgesinnte und hilfsbereite Menschen um sich zu haben.

Dieses Gefühl war für mich ganz wichtig

Und da bin ich gleich beim nächsten und gleichzeitig letzten Punkt

Ganz gleich wo und und in welche Gruppe ich mich einbringe. Ich muss bereit sein, ein hohes Maß an Toleranz zu verinnerlichen. Das hilft mir und der gesamten Gruppe, eine solche Abenteuerreise zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen

In diesem Sinne beende ich diesen Blog

Vielen Dank nochmal an die Organisatoren Karl und HD und meinen Mitreisenden Georg, der mich sieben Wochen mit einem vorzüglichen Guten Morgen Kaffee versorgt hat.

Jederzeit und gern wieder.





108 Ansichten4 Kommentare

Marokko 23.04.23

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